In die Zeit um 1750 fällt vermutlich die
Gründung von Heinrichswalde.
Sie geht auf den Prinzen Friedrich Heinrich
Eugen von Anhalt-Dessau zurück.
Er baute ein Jagdhaus am Crassensee.
Die heutigen, viel kleineren Gebäude stammen aus dem Neubau um 1892. Sie sind mit einem von Obstbäumen bepflanzten Wall umgeben, der die Gebäude gegen das häufig auftretende Hochwasser schützt.

Fürst Eugen war ein leidenschaftlicher Jäger.  Seit 1749 Gouverneur der Wittenberger Festung, suchte und fand er in der wildreichen Gegend um Heinrichswalde ein ideales Jagdrevier.  Zum Jagdhaus mit je einem Pavillon linker und rechter Hand gehörte ein Flügelgebäude rechts- und eines links stehend, zwei Pferdeställe und ein Gästestall, zwei  Hundeställe und eine Hundeküche, ein Waschhaus, ein Zeughaus zur Aufbewahrung der Jagdgeräte, ein Jägerhäuschen und zwei Schuppen.
Das Jagdhaus war einstöckig und aus Ziegeln, es hatte einen fast quadratischen Grundriss, in ihm befanden sich Saal, zwei Stuben und zwei Nebenräume. Heinrichswalde wird durch einen  Ringwall vor Hochwasser geschützt, der Flächeninhalt beträgt 3,8ha. Fürst Friedrich Heinrich Eugen war der vierte von fünf Söhnen des Fürsten Leopold I. von Anhalt – Dessau, des „Alten Dessauer“. Er wurde am 27.12.1705 in Dessau geboren und starb dort am 2.3.1781. Eugen oder Eugenius, wie er meist genannt wurde, führte den Fürstentitel, obwohl er nie regierender Fürst war. Sein Vater hatte 1727 das Erstgeburtsrecht eingeführt, um in Zukunft Landesteilungen zu verhindern. Das Führen des Fürstentitels blieb den Kindern Leopolds aber zeitlebens gestattet. Wie sein Vater und seine Brüder trat Eugen 1717 zunächst in preußische Dienste. Jedoch nahm er dort am 8.1. 1744 seinen Abschied. Eugen war wohl von Friedrich II. ungerecht behandelt worden, was bei Friedrich nicht ungewöhnlich war, auch Eugens Vater und sein Bruder Moritz mussten dies erleben.
Offenbar war Eugens Verbitterung so groß, dass er in den Dienst der Gegner Friedrich II. trat.
1744 – 1745 nahm er als Volontär am Feldzug des österreichischen Heeres am Rhein teil und verhandelte auch über den Eintritt in die österreichische Armee, trat dann aber 1746 als Generalleutnant in die sächsische Armee ein. 1749 wurde Fürst Eugen Gouverneur von Wittenberg, 1754 General der Kavallerie.

Quellen:Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Oranienbaum (im folgenden LHASA-AO),Abt. Dessau, A 9 b IV a Nr. 4, S. 65.
LHASA-AO, Abt. Dessau, Findbuch A 7 b Nr.1 – A 9 e Nr. 19, Band II, S. 182-183.


um 1913
Heinrichswalde um 1913

Nach dem Tod von Fürst Eugen ging der Besitz Heinrichswalde an das sächsische Amt Wittenberg über. Aus Heinrichswalde wurde ein Forstbezirk mit Försterei  gebildet.  In den folgenden Jahren wurden Teile der Gebäude abgerissen, es folgten Um- und Ausbauten.
Die jetzigen noch stehenden Gebäude wurden 1892 von dem Hegemeister Kraft erbaut.
Heinrichswalde wurde bis in die 1950er Jahre als Försterei genutzt. Damals erfolgte vermutlich der Anschluss an die Stromversorgung. Später wohnte noch die Waldarbeiterfamilie Tews in Heinrichswalde. Nach 1980 stand das Anwesen einige Zeit leer. Ab 1983 wurde es als Ferienobjekt durch das VEG Bösewig – Seegrehna genutzt. Dafür wurden im Inneren größere Umbauten vorgenommen (Ersatz der Öfen durch Nachtspeicherheizungen, Einbau von Duschen und Toiletten, Einrichtung des Saals mit Kamin und Holztäfelung). Gelegentlich jagte und feierte die DDR-Prominenz des Kreises Wittenberg in Heinrichswalde, manchmal waren auch Gäste vom Bezirk und weiter oben mit von der Partie.
1999 wurde Heinrichswalde an das Land Sachsen-Anhalt rückübertragen. Über das weitere Schicksal des Anwesens wurde lange verhandelt. Einige Naturfreunde setzten sich seit 1993 für eine Nutzung im Sinne des Naturschutzes ein.
Durch den Förderverein des Biosphärenreservates konnte 1998 mit Maßnahmen zur Erhaltung des alten Obstbestandes begonnen werden. Eine Sortenbestimmung erbrachte 50 Obstsorten, davon viele alte und seltene Apfel- und Birnensorten. Die Obstbestände in Heinrichswalde zählen damit zu den bedeutendsten des Biosphärenreservates.

Seit einigen Jahren ist Heinrichswalde in Privatbesitz.

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Standort Heinrichswalde